06.12.2012 // 19.00Uhr // ev. – luth. Gemeindehaus Gera // Talstraße 30
Ganz entspannt in Schwarz-Rot-Gold?
Der neue deutsche Fußballpatriotismus- Wie ihn die Medien und die Massen gemeinsam modellieren.
Vortrag und Diskussion mit Dieter Bott (Düsseldorf).
Beflaggte Häuser und Autos sowie bunt bemalte Gesichter während der großen Fußballereignisse verkünden seit dem „Sommermärchen“ 2006 eine fröhliche und lockere Gemein- samkeit, die sich als liberalen Party-Nationalismus feiert. Kein Grund mehr zur Sorge? Der „hässliche deutsche Hooligan“– national, rassistisch und sexistisch – hat sich zur Ruhe gesetzt oder in Luft aufgelöst?
Der Sozialforscher Wilhelm Heitmeyer diagnostiziert jenseits der bunten Fahnen und der Partylaune eine unterschwellige „wutgetränkte Apathie“ und notiert steigende Werte auf den Vorurteilsskalen, die die „deutschen Zustände“ erkunden.
Seit 22 Jahren unterwirft sich der Adorno-Schüler Dieter Bott heroisch einem masochistischen Selbstversuch und arbeitet sich täglich durch die BILD-Zeitung hindurch. Dieter Bohlen, Heidi Klum und Bayern München entwerfen in der BILD-Zeitung eine „unpolitische Parallelwelt“, die täglich von zwölf Millionen Leser_innen und vierzehn Millionen Internetnutzer_innen frequentiert wird. Hat das irgendwelche Folgen? Unter den Vorbildern der jungen Leute werden Sportheroen wie die glattgestylten Fußballnationalspieler heutzutage mit am häufigsten genannt. Belegt das eine wachsende Tendenz zum Konformismus und den Verzicht auf politisches Engagement und Widerstand? Was bedeutet die angepasste Mehrheit für den Demokratisierungsprozess der Gesellschaft und für die Entwicklung von Zivilcourage?